Liebe Leute!

Liebe Freaks und Krüppel, Verrückte und Lahme, Eigensinnige und Blinde, Taube und Normalgestörte!

Die von euch, die mit uns im letzten oder vorletzten Jahr hier am Südblock standen erinnern sich vielleicht an eine wunderschöne, lila-silbern-rosane Krücke, vorgesehen für nur die speziellsten behindertenpolitischen Errungenschaften... Sie musste ein weiteres Jahr, unabgeholt, ein trauriges Dasein in der Paradenzentrale fristen, aber heute ist es wieder so weit: Hier ist sie: die wunderschöne mit Glanz und Glitza versehene Krücke! Der exklusive Preis, den nicht jede/r haben kann!

Wir haben euch online wieder gebeten, Institutionen, Vereine, Behörden oder Unternehmen zu nennen, die sich in besonderer Weise darum verdient gemacht haben, dass Behinderte und Verrückte nicht die Normalgestörten verstören,

Einrichtungen, Menschen und Organisationen die aussortieren, abgrenzen und Menschen entrechten.

2014 ging die heißbegehrte Krücke unter vielen Vorschlägen an die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen in Cuxhaven, die mit der Bundeswehr zusammenarbeitet. 2015 haben wir die „Urania“ dafür geehrt, dass sie Peter Singer ein Podium für seine behindertenfeindlichen Thesen gegeben hat.

Und auch in diesem Jahr habt ihr uns wieder viele Vorschläge geschickt. Unsere Jury musste sich jedoch leider für drei entscheiden, die wir euch zur Wahl stellen. Nach einem knallharten Auswahlprozess stehen diese nun fest.

Mehrfach wurden die Urheber*innen des Bundesteilhabegesetzes genannt. Diejenigen, die das Bundesministerium für Arbeit und Soziale, die SPD, Bundessozialministerin Nahles und die Bundesregierung vorgeschlagen haben, finden es eine „Meisterleistung“, dass ein Gesetz, mit dem die Rechte behinderter Menschen umgesetzt werden müssten, die behindertenpolitische Steinzeit wieder belebt wird. Wir fassen die Vorschläge, die sich auf das Bundesteilhabegesetz beziehen, einfach zusammen. Wenn ihr euch für diese Gruppe entscheidet, werden wir darauf bestehen, dass die Geehrten die Krücke nicht zerlegen.

Unser zweiter Vorschlag: Der „Gemeinsame Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen“. Wer den nicht kennt, braucht sich nicht zu schämen. Er bemüht sich nicht besonders um Bekanntheit. Der „Gemeinsame Bundesausschuss“ bestimmt aber, was die Krankenkassen zahlen und was nicht. Vor einem guten Monat hat er nun beschlossen, zu untersuchen, ob die Krankenkassen den „Präna-Test“ zahlen sollen. Dieser Test wird dazu führen, dass noch mehr Schwangerschaften abgebrochen werden, weil beim Fötus Trisomie 21 festgestellt wurde. So fördert man Selektion statt Inklusion!

Der dritte Vorschlag nennt auch die Bundesregierung und die Regierungsparteien. Seit Jahren gibt es für Taube keine Möglichkeit, einen Notruf zu machen, wenn nicht gerade ein Faxgerät in der Nähe steht. Die Regierungsparteien hatten sich vorgenommen, bis zur nächsten Wahl eine Lösung zu finden. Schon jetzt ist aber klar, dass daraus nichts wird, weil sich die Bundesregierung nicht mit den Bundesländern einigen können.

Jetzt seid ihr dran: Buht, klatscht, pfeift, stampft, hupt oder wedelt mit euren Händen. Wer hat die Glitzerkrücke verdient?
Bundesteilhabegesetz?
Präna-Test?
Notruf?

Die Glitzerkrücke ging an den Notruf für Taube