Diese Rede wurde vom AK MoB – Menschen mit und ohne Behinderung auf der behindert und verrückt feiern Pride Parade 2013 gehalten:

Hallo und herzlich Willkommen auf der „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade in Berlin! Wir freuen uns, dass ihr hier seid.

Vielleicht haben das einige von Euch mitbekommen: In der letzten Woche hat der Fernsehsender Phoenix groß verkündet, dass er die Tagesschau und das heute journal jetzt nicht mehr in die Gebärdensprache übersetzen lässt. Es wurde ja schließlich das Angebot an Untertiteln ausgeweitet. Und großspurig hat der Sender das als Ausbau der Barrierefreiheit präsentiert.

Für taube und gehörlose Menschen bedeutet das eine Verschlechterung: Wer Gebärdensprache spricht, kann nicht automatisch einer Untertitelung folgen. Die Gebärdensprache ist eine eigene Sprache, mit eigener Grammatik.

Carola

Erst nach Protesten von gehörlosen Menschen hat Phoenix jetzt eingelenkt und wird zunächst weiter in Gebärdensprache übersetzen.

In der letzten Woche war aber noch mehr los: Die BVG hat kurzerhand alle U-Bahn-Aufzüge abgeschaltet. Über Stunden war die U-Bahn damit unbenutzbar für Rollstuhlfahrer_innen. Keine Erklärung auf der Webseite. Beim Callcenter der BVG wusste man von nichts. Erst nach hartnäckigem Nachfragen war zu erfahren, dass der Aufzugnotruf defekt war.

Wir könnten noch viele solcher Geschichten erzählen und wenn ich mich hier so umsehe, bin ich mir sicher, dass könnten die meisten von euch auch.

Alle diese Geschichten haben eins gemein: Sie bedeuten Abwertung behinderter Menschen. Sie zeugen davon, dass es einfach nicht wichtig genug ist, die Bedürfnisse Behinderter – unsere Bedürfnisse – zu berücksichtigen. Oder sich mit uns zu beraten, wenn man selbst nicht Bescheid weiß.

Wir sind genervt, dass das so ist, und wir wollen nicht, dass es so bleibt. Und deswegen organisieren wir uns seit fast sechs Jahren im ak moB. Das ist eine Gruppe, in der behinderte und nichtbehinderte Leute zusammen daran arbeiten, dass sich etwas ändert.

Niemand bei uns hat Lust, linke Politik zu machen, die sich nicht darum kümmert, Barrieren abzubauen. Und die Behinderte und Nichtbehinderte nicht gleichermaßen anerkennt.

Nicht wir sind falsch, sondern die Zustände, in denen wir leben.

Im Folgenden verlesen wir unsere Forderungen:

  1. Nieder mit den Niederflurbussen!
  2. Barrierefreiheit selber machen: Baut Rampen unkontrolliert.
  3. Entscheidet für euch selbst und nicht für andere.
  4. Feiert euch maßlos: Konfetti für alle!
  5. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jede nach ihren Bedürfnissen!
  6. Barrikaden statt Barrieren!

Vielen Dank!