TransInterQueer (TrIQ)
Liebe Gäste von „verrückt und behindert feiern“!
Ich bin Leo von TransInterQueer, die Abkürzung ist TrIQ.
TransInterQueer ist ein Verein von und für Menschen, die trans*, inter* oder queer sind.
Trans* sein heißt: der Mensch weiß, dass er ein anderes Geschlecht hat, als das, was die Hebamme bei seiner Geburt gesagt hat. Aber man kann es noch nicht immer sehen.
Inter* sein heißt: der Mensch hat einen Körper, der nicht nur ein Geschlecht hat, sondern mehrere Geschlechter. Eltern und Ärzte sagen dann oft: Wir entscheiden, welches Geschlecht der Mensch bekommt. Aber: Der Mensch sollte selber entscheiden, was für ihn richtig ist.
Queer (gesprochen wie: kwier) ist ein Sammelbegriff. Viele Menschen nennen sich queer: trans* Menschen, inter* Menschen, Männer, die Männer lieben, Frauen, die Frauen lieben, oder Menschen, die Männer und Frauen. Damit wollen sie zeigen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind.
Wir haben uns gefreut, als die Organisator*innen von dieser Kundgebung uns gefragt haben:
„Wollt ihr eine kleine Rede vor dem Südblock machen?“
Ich habe mich an die erste Parade von „verrückt & behindert feiern“ erinnert. Das war vor drei Jahren, 2013.
Es war eine wunderschöne Demonstration vom Hermannplatz hierher. Auf der Strecke zogen ein paar trans* Männer ihre T-Shirts aus und zeigten ihre Narben. Auch ich war einer von ihnen.
(Was ist ein trans* Mann? Das Kind kommt auf die Welt und die Hebamme sagt: „Das ist ein Mädchen.“ Aber das Kind weiß, nein, das stimmt nicht. Es halten mich alle für ein Mädchen, aber ich weiß es besser. )
Wir haben uns gefreut, als wir einander in der Menge gesehen haben. Wir waren nur wenige, und ohne die nackten Oberkörper hätten wir wie zufällige Passanten gewirkt. So zeigten wir unsere Narben, unsere Körper. Medien schreiben über trans* Körper oft: „im falschen Körper stecken“.
Wir finden: Es gibt „keine falschen Körper“. Wir zwinkern, verdauen, winken, mamche können mit den Ohren wackeln. Wir sind richtig, so wie wir sind.
Aber: trans* Menschen bekommen eine medizinische Diagnose verpasst, wenn sie sich als trans* bekannt machen. Die Diagnose heißt F 64.0 und steht im Internationalen Katalog der Krankheiten. Sie steht dort unter den psychischen Störungen. Das heißt, um im gewünschten Geschlecht leben zu können, um medizinische Leistungen von der Krankenkasse zu bekommen, muss sich ein trans* Mensch erst die Diagnose einer psychischen Störung abholen, sonst bekommt er keine Hilfe.
Viele trans* Menschen halten dagegen: „Wir haben keine psychische Störung! Wir wollen diese Diagnose nicht.“
Auch wir von TransInterQueer sagen: Trans* sein ist keine psychische Erkrankung.
Aber nur sagen: „Weg mit der Diagnose!“ oder „Wir sind nicht psychisch krank!“ ist zu einfach gedacht.
Trans* Menschen haben vielleicht auch andere Diagnosen. Und nicht ausschließlich die Diagnose F 64.0. Manche trans* Menschen bekommen weitere psychiatrische Diagnosen. Oder andere Diagnosen, zum Beispiel wegen einer chronischen Erkrankung. Sie erleben im Alltag Gewalt, Diskriminierung, Beschimpfungen, Ablehnung, mit und ohne die Diagnose einer sogenannten „psychischen Störung“.
Deswegen sind wir heute hier, um zu sagen:
Kein Mensch ist ein Fehler!
Keine psychiatrische Diagnose macht aus einem Menschen einen Fehler!
Das lassen wir uns von niemandem einreden!
Dass Diagnosen manchmal als ein Fehler gelten, sagt nichts über uns Menschen mit der Diagnose. Es sagt etwas über eine Gesellschaft, die glatt mehr schätzt als rau, narbenfrei schöner als Narben, keine Diagnose lieber als eine Diagnose.
Wir sind trotzdem hier und zeigen uns einander. Und wir wollen feiern. Uns alle hier feiern, zusammen feiern. Und weil TransInterQueer an diesem Wochenende zehn Jahre alt wird, möchten wir euch einladen, nach der Pride Parade bei TrIQ weiterzufeiern.
Zum Beispiel heute ab 21 Uhr bei der Show. Oder ab 23 Uhr bei der Party. Der Eintritt ist frei, die Räume sind rollstuhlzugänglich. Ihr seid willkommen.
Genießt diesen Abend, genießt dass wir hier zusammen sein können!
Danke euch fürs zuhören! Habt weiterhin einen Tag, an den ihr euch gern zurück erinnern werdet!