Diese Rede wurde vom AK moB – Arbeitskreis mit_ohne Behinderung auf der behindert und verrückt feiern Pride Parade 2015 gehalten:

Hallo,

wir begrüßen Euch zur dritten „behindert und verrückt feiern“ Pride Parade!

In unserem Aufruf für dieses Jahr steht unter anderem: Wir sind gegen „Inklusions-Fallerifallera“. Was meinen wir damit? Wir meinen: In der Politik wird zwar gern und viel über „Inklusion“ gesprochen, aber kaum etwas getan. Eigentlich heißt Inklusion: die Gesellschaft wird so verändert, dass alle Menschen überall in gleichem Maße teilhaben und mitmachen können. So steht es in der UN-Behindertenrechtskonvention, die auch in Deutschland gilt. Aber es passiert nichts. Man muss nicht einmal sehr kritisch sein, um das zu erkennen. Es genügt schon ein wenig Abstand. Im April hat ein Ausschuss der Vereinten Nationen sich angeschaut, wie die Konvention in Deutschland umgesetzt wird. Und er hat viel Kritik. Der Ausschuss nennt mehrere Punkte:

Deshalb müssen wir weiter denken: In Deutschland wird es bald vermutlich ein Teilhabegesetz geben. Aber wir möchten mehr! Es ist wichtig, dass die Menschen mitreden können, wenn sie von Gesetzen betroffen sind. Die Behindertenbewegung hat das früh erkannt und gesagt: Nichts über uns, ohne uns! Wir möchten weiter dafür kämpfen, dass alle Menschen ihre Angelegenheiten wirklich demokratisch und an ihren Bedürfnissen orientiert regeln können. Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Wirtschaft. Das ist ein sehr großes und fernes Ziel, das sich nicht in kurzer Zeit erreichen lässt. Aber wir finden trotzdem: Es lohnt sich, über konkrete Schritte nachzudenken, die in diese Richtung führen. Und wenn wir uns in diese Richtung bewegen, dann kann uns niemand mehr ein Fallerifallera für Inklusion verkaufen.

Ihr fragt euch vielleicht: Gibt es denn nichts zu feiern? Doch, es gibt was zu feiern. Die Pride Parade feiert die Emanzipation von behinderten und verrückten Menschen. Sie feiert ihren Widerstand. Sie feiert ihre Etappensiege. Und sie feiert die produktive Unruhe, die wir schon allein dadurch stiften, dass es uns gibt. Wir freuen uns, dass ihr heute alle hier seid. Und wir freuen uns, mir euch zusammen laut zu sein, zu tanzen und zu fordern, was wir brauchen.