Redebeitrag zu Psychiatriekritik
Dieser Redebeitrag über Psychiatriekritik ist von Felix Henneberg.
Zu funktionieren in dieser Gesellschaft bedeutet normal zu sein.
Nicht zu funktionieren bedeutet nicht Teil der Norm zu sein, nicht dazu zu gehören, un_normal zu sein.
Wer nicht den Maßstäben unserer Zeit entspricht,
-
belastbar
-
flexibel
- gut gelaunt zu sein, wird aussortiert.
Hierzu dient die Psychiatrie.
Wer erstmal mit ihr zu tun hatte,
freiwillig oder unfreiwillig, ist meistens für lange Zeit von ihr abhängig.
Nachdem eine Diagnose ausgesprochen wird ist nichts mehr, wie es vorher war:
Das sogenannte Hilfesystem ersetzt die Selbstbestimmung.
Dieses Hilfesystem schafft Arbeitsplätze auf zwei Ebenen:
Arbeitsplätze für diejenigen die Hilfe anbieten:
Sozialarbeiter*innen, Psychiater*innen, gesetzliche Betreuer*innen sind die Stützen des
Hilfesystems. „Hilfe“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht selten : Die Hilfe raubt dir die Freiheit, entmündigt dich und ist Gewalt.
Festbinden an Betten ist nach dem Menschen-Recht: Folter.
Arbeitsplätze für diejenigen, welche keine Wahl haben als diese Hilfe anzunehmen.
In einem getrennten Arbeitsmarkt, dem sogenannten 2. Arbeitsmarkt geht es nicht um
Chancengleichheit oder Inklusion. Menschen, die weniger belastbar, flexibel und gut gelaunt sind dürfen in fast unzumutbaren Arbeitsplätzen ohne Zukunftsaussicht ihr Dasein fristen.
Es gibt kaum Möglichkeiten, das zu ändern.
Allerdings sind diese Betriebe genauso auf Leistung ausgerichtet, wie ihre Vorbilder auf dem ersten Arbeitsmarkt.
So weichen auch hier klassische handwerkliche Berufe, immer mehr Angeboten, die an bekannte Vorbilder erinnern. Eine Berliner Werkstatt arbeitet zum Beispiel wie Amazon.
Die Werkstatt begründet das so:
Der 2.Arbeitsmarkt muss sich an den Bedingungen des 1. Arbeitsmarktes orientieren:
Denn diese Arbeitsmaßnahmen dienen der Vorbereitung der Teilhabe am wirklichen Arbeitsleben.
Diejenigen, die sich Helfer*innen nennen, behindern die gesellschaftliche Teilhabe oft stark.
Denn Hilfe bedeutet bei Menschen die Ver_rücktheit erfahren haben oft Zwang.
Zwang sich bevormunden zu lassen, Zwang sich mit Helfer*innen auseinander zu setzen, Zwang im Betreuten Wohnen, der Psychiatrie oder im Heim zu sein.
Alle diese Lebensumstände bringen meistens einen weiteren Zwang mit sich:
Nämlich den, Medikamente zu nehmen, die eine Teilhabe am Leben schwierig machen.
Diese Medikamente führen nachweislich zu Einschränkungen:
Die Konzentration ist schwach,
Gefühle sind taub
der Körper träge
oft verändert sich das Aussehen: Hautausschläge, Haarausfall, Entzündungen und man nimmt zu, ohne dass man anders isst als vorher..
Das Stigma, psychisch krank verändert alles.
Auch das Bild von sich selbst.
Doch ist es nicht normal, ver_rückt zu werden bei der Welt die uns umgibt?
Der Wohlstand in dem wir leben ist gemacht aus rücksichtsloser Ausbeutung von Mensch und Planet.
Die Privatsphäre ist durch neue Medien nicht mehr gut geschützt.
Offener Rassismus und Diskriminierendes Verhalten sind für viele Menschen wieder ok
Wohnen, Gesundheit und Einkommen für längere Zeit abzusichern wird immer schwieriger.
Ist Mensch ver_rückt, wenn er_sie mit all dem nicht klarkommt?
Oder sind eigentlich, die sogenannten „normalen“ ver_rückt? Zum Beispiel, weil sie den Neo-Liberalismus mit seinen Idealen tragen oder gar verteidigen?
Die Chance die sich uns bietet ist, selbstverwaltet Alternativen zu entwickeln und umzusetzen.
Wir, die Betroffenen sind diejenigen die, die Antworten bereits leben.
Wir unterstützen uns gegenseitig.
Wir erklären uns gegenseitig,was wir wissen müssen. Zum Beispiel:: wie kann ich dem psychiatrischen System entrinnen? Wie komme ich los von der Sucht nach Psycho-Pillen?
Wie kann ich weiter leben, obwohl ich daran denke, mich umzubringen?
Ich habe gelernt, ich bin nicht allein damit.
Du bist es auch nicht!
Bildet Euch, bildet Banden.
...und falls nicht, wendet Euch bei fragen zumindest an Gruppen, die Betroffene selbst kontrollieren, wie den Bundesverband Psychiatrie-Erfahrener!
Lasst uns gemeinsam alternative Tatsachen schaffen!
Unsere Verschiedenheit feiern!
Jeder Tag unseres Lebens ist unsere Pride Parade!
Erzählt von unseren Errungenschaften unseren Erfolgen, die ausschließlich wir selbst festlegen.