Beiträge der Parade 2025
Die geplanten Beiträge der Parade 2025 sind:
1. Beitrag von Nora von TrIQ (with english translation below)
2. Beitrag von Queer in/ IQZ
3. Beitrag vom behindert und verrückt feiern-Bündnis 2025
4. Beitrag von Netzwerk Stimmenhören e.V.
5. Beitrag von Ray aus dem Bündnis (english) (die deutsche Übersetzung ist darunter)
6. Songtext von Faulenza
Die jeweiligen Übersetzungen der Redebeiträge sind vom Bündnis erstellt worden.
Bei Fehlern bitten wir um Entschuldigung!
1. Beitrag von Nora von TrIQ (english below)
Mein Name ist Nora und ich setze mich für die Interessen von trans*Menschen ein.
Ich bin 71 Jahre alt und davon lebe ich schon fast 50 Jahre als trans*Frau.
Für mich war es immer wichtig, als weiblich wahrgenommen zu werden.
Meine Stimme hat mir dabei ebenso geholfen wie meine Körpergröße.
Ich habe die ein Meter sechzig Marke nur knapp überschritten.
Wenn man mich fragt: Was ist deine Lieblingsfarbe, antworte ich: bunt.
Deshalb trage ich gerne Kleidung in freundlichen Farben.
Ich lebe ohne körperliche Einschränkungen.
Damit das hoffentlich lange so bleibt, gehe ich gerne wandern.
So viel zu meiner Person.
Als mich das Orga-Team der Pride Parade fragte, ob ich Zeit und Lust hätte, hier und heute zu Euch zu sprechen, musste ich nicht lange überlegen.
Ein kurzer Blick in meinen Kalender genügte und es war klar, ja, ich bin heute am 5. Juli dabei, wenn es heißt „verrückt und behindert feiern“.
Solidarisches Handeln war für uns immer schon wichtig.
In unsicher werdenden Zeiten, wie wir sie gerade erleben,
erscheint mir Solidarität inzwischen überlebensnotwendig.
In der Politik wird ja bereits getestet, was man uns an Erreichtem alles wieder wegnehmen kann.
Dagegen müssen wir uns wehren.
Wir reden zwar immer von der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt und von der regenbogenbunten Community, aber übersehen dabei leicht, dass diese Vielfalt viel, viel größer ist, als wir in unserem Alltag wirklich wahrnehmen.
Und warum übersehen wir das und nehmen es nicht wahr?
Weil es leider auch in queeren Räumen zu viele Barrieren gibt, die beispielsweise Menschen mit Behinderung ausschließen.
Das darf nicht sein.
Umso wichtiger ist es, dass ihr laut und sichtbar seid und daran erinnert:
Teil der Community zu sein, ist keine Frage von Privilegien.
Genauso selbstverständlich gehört ein selbstbestimmtes Leben dazu.
Selbstbestimmung ist ein Grundrecht, dass leider viel zu vielen Menschen vorenthalten bleibt oder nur eingeschränkt gewährt wird.
Was nützt euch und was nützt uns allen, wenn Selbstbestimmung nur auf dem Papier steht.
Was meine ich damit?
Zum Beispiel das Selbstbestimmungsgesetz.
Seit November letzten Jahres können trans*, inter und nichtbinäre Menschen diskriminierungsfrei den Vornamen und den Geschlechtseintrag ändern.
Dafür haben wir lange gekämpft.
Auch wenn wir also heute die geschlechtliche Selbstbestimmung haben,
so sind trotzdem viele davon ausgeschlossen.
Ich denke hier vor allem an geflüchtete Menschen.
Aber ich denke auch an Menschen mit Behinderung.
Wer eine Betreuerin oder Betreuer hat, geht leer aus bei der Selbstbestimmung.
Denn das Selbstbestimmungsgesetz brachte leider eine Verschlechterung
und damit eine Ungleichbehandlung.
Denn jetzt muss das Betreuungsgericht mitentscheiden.
Wir finden das nicht in Ordnung.
Behindert zu sein, darf nicht heißen, die Abhängigkeit von anderen zu erhöhen.
Das widerspricht der Selbstbestimmung.
Die Forderung nach vollständiger Selbstbestimmung gebe ich euch mit auf den Weg eurer Pride Parade
– und das Feiern gehört dazu.
Wir haben Grund, uns zu feiern!
1. Speech of Nora from TrIQ (english translation)
My name is Nora and I’m advocating trans*rights.
I am 71 years old and live as a trans*woman for about 50 years now.
It has always been important to me to be seen as feminine.
What helped me was my voice and my body height. I am about 1,6 meter.
If you ask me „What’s your favourite colour?“ I’ll say „colourful“.
That’s why I like wearing clothes with friendly colours.
I don’t have physical limitations.
And so that it hopefully stays like that for a long time, I like going for hikes.
So much about me.
When I was asked by the organizing team if I was up to speak to you today, I didn’t have to think long.
A quick peek into my calender was enough to decide: yes, I wanne be part of today’s motto, on the 5th of July: „verrückt und behindert feiern“.
It has always been important to us to practice solidarity.
In times that are getting darker, like we are experiencing right now, solidarity is crucial for surviving.
In politics, our achievements are being removed. We have to fight against that process.
We’re always talking about sexual and gender diversity and about the community as colourful as the rainbow.
Nevertheless, we easily miss that this diversity is way, way huger than we really notice in everyday life.
Why do we miss that?
Because even in queer communities there are too many barriers which for example exclude people with disabilities.
That must not be!
Therefore it is so important for you to be loud and visible and to remind everyone:
being part of the community is not a question of privileges.
Also a self-determined living is part of that.
Self-determination is a basic right that is denied
or only partly guaranteed for too many people.
What’s the worth of self-determination if it’s only on paper?
What do I mean by this?
For example, the so called „Selbstbestimmungsgesetz“.
Since November of last year trans* inter and nonbinary people are able to change their first name and gender marker without discrimination.
We’ve been fighting for this for a really long time.
Even though we reached gender self-determination, many people are excluded from it.
I’m thinking especially of refugees.
But I’m also thinking of people with disabilites.
For people with Betreuer*in (legal guardian), self-determination is not granted.
Because the Selbstbestimmungsgesetz also brought a change for worse and therefore discrimination.
Because now the Betreuungsgericht is taking part in deciding.
We don’t think that’s right.
Having a disability must not mean to increase dependence on others.
That is contradictory to self-determination.
I’ll leave the demand for full self-determination with you and your Pride Parade
– and celebrating is part of that.
We have a reason to celebrate ourselves!
2. Beitrag von Queer in/ IQZ
Wir sind das Inklusive Queere Zentrum – kurz IQZ.
Wir setzen uns ein für die Belange queerer Menschen, die behindert werden, chronisch krank
und / oder krisenerfahren sind.
Und wir machen aufmerksam auf uns, aufmerksam auf unsere Themen: Behinderung,
chronische Erkrankung und Psychiatrieerfahrung in Verbindung mit Queerness – also
Lesbisch-, Bi- oder Schwulsein, trans*, nicht-binär oder inter-Sein.
Denn wir existieren. Wir sind hier. Wir sind laut. Wir sind vielfältig. Und WIR SIND STOLZ!
Wir sind Viele. Und noch gibt es viel zu wenige Räume für uns, die unsere Erlebnisse in der
Verknüpfung von Ableismus und Queerness anerkennen.
Daher vernetzen wir uns auch mit Menschen aus diesen Bereichen. Wir vernetzen uns mit
anderen queeren Organisationen und Projekten
Und wir vernetzen uns mit verschiedenen Projekten und Organisationen aus der Behinderten-
und Crip Community. Wir tauschen uns aus!
Wir sind unaufhaltsam!
Wir wollen gesehen werden.
Wir wollen gehört werden.
Wir wollen wahrgenommen werden.
Manchmal haben wir nicht genug Kraft, um gegen jede Ungerechtigkeit einzustehen, die uns
widerfährt. Daher brauchen wir die Kraft aller. Wir brauchen Kollektive, Netzwerke,
Schwarmintelligenz.
Überall gibt es noch Barrieren – seien es die drei Treppenstufen am Eingang zur
Beratungsstelle, seien es die dunklen Club-Räume, sei es das Echo im Raum oder die zu
kleine, unleserliche Schrift am Hinweisschild oder der Mangel an Rückzugsorten. All diese
Barrieren müssen weniger werden.
Wir brauchen mindestens gute Alternativen.
Wir wollen es anpacken und wir sind unaufhaltsam!
Wir, von Ableismus betroffene Queers, sind ein Teil dieser Gesellschaft!
Wir kämpfen für unsere Sichtbarkeit!
Wir sind hier. Wir sind queer!
Inklusiv und laut.
Wir sind unaufhaltsam.
3. Beitrag vom behindert und verrückt feiern-Bündnis 2025
Sprecher*innen: Antonia, Eikon, Lena und Michi
Einleitung von Lena
[Lena spricht:]
Es wird viel geredet über Inklusion, Gleichstellung, Selbstbestimmung und Teilhabe. Doch unsere Realität sieht anders aus! Deshalb sind wir heute hier und wollen mit Euch auf die Straße rollen. Denn noch immer gilt: Nichts über uns ohne uns!
Unser Bündnis setzt sich aus Einzelpersonen mit und ohne Behinderungen und mit und ohne psychiatrische Diagnosen zusammen. Teilweise sind wir auch in anderen behindertenpolitischen, psychiatriekritischen, queeren, feministischen und anderen linken Zusammenhängen aktiv.
Unsere Perspektiven auf das Thema „behindert und verrückt“ und unsere Erfahrungen sind unterschiedlich und vielfältig. Heute wollen wir in unserem Bündnis-Redebeitrag einige dieser Perspektiven mit Euch teilen. Und wir wollen Euch erzählen, warum wir diese Parade gemeinsam organisieren.
Text von Antonia
[Antonia spricht:]
"Wir müssen wieder mehr arbeiten" sagt unser Kanzler, der keine Ahnung von meiner Lebensrealität hat. Lohnarbeit bedeutete für mich in der Vergangenheit oft permanenten Stress, Erfahrungen von Misserfolgen, Angst. Es ist ein großes Glück und Privileg, eine Erwerbsarbeit zu finden, die im Großen und Ganzen zufrieden macht oder zumindest okay ist, viele Menschen haben dieses Glück nicht. Aber wir sind nicht alle faul und falsch, sondern das System um uns herum ist es. Ein oft unflexibles System, das vielen Menschen sehr schadet und wenig Platz für Unterschiedlichkeit lässt. Um für unseren Raum, unsere Sichtbarkeit und für das Anerkennen unterschiedlicher Lebensrealitäten zu kämpfen, bin ich hier im Bündnis. Deswegen: Lasst uns solidarisch sein und - wenn wir die Kraft haben - unsere Stimme gegen diesen furchtbaren Bürgergeld- und Arbeitsdiskurs erheben, der sehr, sehr vielen Menschen kein kleines bisschen gerecht wird.“
Text von Julia
[Julia spricht:]
"Behinderte Körper gelten in unserer Gesellschaft oft als „anders“. Uns wird weniger zugetraut. Das ist Ableismus - die Vorstellung, dass behinderte Körper weniger Wert sind als nicht behinderte Körper. Diese diskriminierende Haltung steckt tief in unserer Gesellschaft. Und sie passt leider in die leistungsorientierte Gesellschaft, in der zählt, was funktioniert, was schnell ist und sich anpasst. Ja mein Körper ist anders. Mein Körper fällt auf. Denn ich spüre die Blicke. Ob im Supermarkt an der Kasse, an der Bushaltestelle oder im Schwimmbad. Ich könnte noch viel mehr Orte nennen - denn behinderte Körper werden überall gesehen, aber selten wirklich gesehen! Aber ich bin nicht weniger. Mein Körper ist kein Makel. Und ich möchte kein Mitleid dafür, dass er anders ist. Ich will, dass er sichtbar ist. Für diese Sichtbarkeit gehe ich auf die Straße und verbünde mich mit euch. Ja, wir sind behindert und stolz drauf. Und ja, wir fallen auf - weil wir uns nicht mehr verstecken. Und genau das macht uns stark."
Text von Lena
[Lena spricht:]
„Die Pride Parade Berlin ist für mich eine Demo und eine Party. Wir zeigen uns so wie wir sind. Wir feiern selbstbewusst unsere angeblichen Mängel und Defizite. Mal laut und mal leise. Wir feiern bis zum Auffallen. Mit oder ohne Scham.
Wir demonstrieren für die Rechte und die Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen und Menschen mit psychiatrischen Diagnosen. Für Freaks und Krüppel, Verrückte und Lahme, Eigensinnige und Blinde, Taube und Normalgestörte.
Die Parade ist für mich persönlich eine Antwort auf das Gefühl von Ohnmacht. Die mächtige Institution Psychiatrie hat mein Leben sehr geprägt. Die politische Arbeit im Bündnis von "behindert und verrückt feiern" hat mich über die Jahre sehr empowert. Ich habe viel über Barrieren gelernt. Und vor allem macht mir die Arbeit im Bündnis Spaß!“
Text von Eikon
[Eikon sprechen:]
„Ich dachte, ich kann das nicht. Ich dachte, ich kann nichts sagen, weil mein Hirn nicht richtig funktioniert. Ich dachte, ich bin nicht schlau und gebildet genug. Ich dachte, niemand würde mir glauben, weil Menschen meine Schwerbehinderung nicht sehen. Wenn es dann doch sichtbar wird, dann bin ich anders als sie. Dann hören sie mir noch weniger zu und sagen, ich bin verrückt. Dann muss ich mich schämen und habe Angst, alles zu verlieren, meine Wohnung, meine Arbeit, meine Freunde, meine Kinder. Ich dachte, ich bin ganz alleine mit meinen Problemen. Ich hatte Angst, dass ich bedroht werde, wenn ich mich zeige. Ich dachte, vielleicht wollen sie mir das Leben nehmen, weil ich nicht normal bin.
Aber dann habe ich gemerkt, dass ich Worte sagen will, genau weil es so ist. Das ich deswegen raus auf die Straße gehe, um mich zu zeigen. Weil das, was mir passiert, kein Zufall ist! Die Unterscheidung unserer Körper und unserer Psyche in gesund und krank, autonom fähig-sein oder abhängig sein, entspricht der strukturellen Ausbeutungs- und Verwertungslogik des Kapitalismus. Wenn die Kosten für die Erhaltung unserer Arbeitskraft zu groß sind, kann die herrschende Klasse zu wenig Gewinn aus unserer Arbeit machen. Deswegen werden wir ausgesondert, wenn wir zu viel Unterstützung brauchen. Und dann ist unser Leben und unsere Sicherheit bedroht.
Alle Menschen der arbeitenden Klasse sind davon betroffen! Das will ich nicht länger ertragen. Ich will mich wehren. Und ich will eine andere Gesellschaft. Eine Gesellschaft die Bedürfnisse befriedigt, anstatt das Leben von vielen, für den Wohlstand von ein paar wenigen, auszubeuten. Darum bin ich hier oben, zeige mich und kämpfe mit euch allen zusammen!“
Text von Michi
[Michi spricht]
"Ich bin heute hier, weil ich nicht länger zuschauen will, wie Menschen systematisch ausgeschlossen werden. Auch wenn ich selbst nicht behindert oder verrückt bin, betrifft mich diese Ungerechtigkeit – denn eine Gesellschaft, die manche Leben für weniger wert hält, ist für niemanden sicher. Die Parade ist für mich ein Ort der Solidarität, des Widerstands und der radikalen Sichtbarkeit. Hier wird laut, was sonst leise gemacht wird. Ich bin hier, um zuzuhören, zu lernen und mich klar zu positionieren – gegen Ableismus, gegen Ausgrenzung, gegen das Wegsehen. Denn Ableismus ist kein individuelles Problem, sondern ein strukturelles – und wir alle sind gefragt, ihn zu bekämpfen. Ich will Teil einer Bewegung sein, die für Selbstbestimmung, Teilhabe und radikale Zärtlichkeit kämpft. Darum gehe ich heute mit euch auf die Straße – laut, unbequem und solidarisch."
4. Beitrag von Netzwerk Stimmenhören e.V.
Das Netzwerk Stimmenhören wurde 1998 gegründet und bietet Menschen, die unter Stimmen leiden, Unterstützung auf ihrem Genesungsweg.
Wir leisten dringend notwendige Aufklärungsarbeit und wirken aktiv gegen Stigmatisierung.
Die Stimmenhörerbewegung wurde in den 1990er Jahren von Romme und Escher in Gang gebracht. Heute gibt es ein weltweites Netzwerk, das sich jährlich auf Kongressen trifft, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen.
Was viele nicht wissen: Die meisten Stimmenhörenden haben weder Probleme noch irgendeine Diagnose. Wenn man zum Beispiel ein Problem hat – und dann hört man die verstorbene Oma sagen: „Alles wird wieder gut“ …
Geht man dann zum Arzt?
Zumindest nicht, wenn man sie mochte. 😉
Erkennt jemand den Unterschied?
Krankheit ist Leidensdruck. Und die Frage ist: Wie lindern wir diesen?
Wir sind keine Ärzt*innen. Wir verschreiben keine Tabletten. Unser Weg ist der lange, manchmal beschwerliche. Ein Weg, auf dem man hundertmal hinfällt – und wieder aufsteht. Ein Weg, auf dem man sich selbst kennenlernt, weiterentwickelt, vielleicht sogar Freundschaft mit dem eigenen Erleben schließt. Und das Wichtigste: Wir gehen diesen Weg gemeinsam.
Könnt ihr euch vorstellen, etwas Bedrohliches wahrzunehmen, das niemand sonst hört?
Wie einsam das macht? Wie es ist, wenn Menschen darüber lachen oder einem nicht glauben?
Wenn alles, was man sagt, grundsätzlich in Frage gestellt wird – sogar in Notsituationen?
Von Anfang an war es ein zentraler Gedanke der Stimmenhörerbewegung:
Das Wichtigste ist, mit anderen zu reden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Das nimmt die Schwere aus den Erlebnissen – und gibt uns ein Stück Normalität zurück.
Eine Normalität, die uns die Gesellschaft genommen hat. Denn die Natur kennt kein „normal“.
Wir treffen uns in Gruppen, hören zu, geben unser Wissen weiter. Schwarmwissen nennt man das.
Wir existieren schon so lange – und wir haben so viel weiterzugeben.
Eine zentrale Grundregel im Netzwerk ist: Jedes Erklärungsmodell wird akzeptiert.
Denn es ist immer leichter, mit den eigenen Erklärungen zu arbeiten, als sich eine aufzwingen zu lassen.
Schon lange wird empfohlen, Stimmen bildlich darzustellen – inzwischen gibt es sogar Avatartherapien, bei denen Computerstimmen visualisiert werden, um damit therapeutisch zu arbeiten.
Auch das sogenannte Maastricht-Interview hilft, das Stimmenerleben besser kennenzulernen.
Was ich kenne, macht mir weniger Angst.
Und auch alte Methoden wie Klangschalen finden ihren Platz – längst wissenschaftlich anerkannt als hilfreicher Teil im Umgang mit Stimmen.
In diesem Jahr gab es erneut Kürzungen im Hilfesystem. Gerade psychisch belastete Menschen brauchen aber dringend Unterstützung. Der menschliche Aspekt bleibt der sensibelste – und ist trotzdem durch nichts zu ersetzen.
Zum dritten Mal in Folge haben wir keine Pauschalförderung der Krankenkassen erhalten.
Aber wir wurden gerettet. Die Anni Gruber Stiftung und der Paritätische Wohlfahrtsverband haben uns unterstützt und die Miete und Grundkosten – wie Telefon – übernommen.
Dafür sagen wir: Danke!
Doch auch klar ist:
Wir fordern Gleichstellung. Und wir fordern Entstigmatisierung.
Wir fordern, dass Stimmenhörende nicht länger am Rand stehen, sondern als Teil der Gesellschaft anerkannt werden – mit ihren Perspektiven, ihren Bedürfnissen, ihrem Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.
Das Bundesteilhabegesetz ist ein Schritt in diese Richtung. Aber wir müssen darauf achten, dass es nicht zur Ausnahme für wenige wird – sondern zur Selbstverständlichkeit für alle, die mit unter anderem auch mit psychischen Besonderheiten leben.
Wir danken allen, die uns auf diesem Weg begleiten – und wir kämpfen weiter für eine Gesellschaft, in der Vielfalt Platz hat. Auch innere Stimmen.
Und wir hören nicht auf, laut zu sagen:
Wir sind viele. Wir sind verschieden. Und wir gehören dazu.
5. Speech of Ray from the Alliance (english)
Erfahrung als Psychic Betroffene in Arbeits und Akademische Umfeld
I am a PoC person Psychologically differently abled apart from my various diagnoses I suffer from Autism. While my high functioning Autism with finding patterns enables me to solve mathematical tasks easily, I struggle in communication, I struggle in high pressure situations like a written exam because my mind is lost in alertness, finding patterns in time and exam task solving.
I am lost finding patterns in my daily tasks. I don't get social cues.
I somewhere feel I am a diagnosed undiagnosed person.
Often my disability is not taken seriously in work and academic environments especially in fields of Technology and Sciences. Because I solve tech tasks but it's not understood.
I struggle with basics like keeping my room clean or get lost when someone talks to me for more than 20 minutes.
Psychological disabilities are somewhere not seen as a disability as compared to a Physical disability.It's a mainstream notion that a Psychological disability means you are either a vegetable or as they have seen in movies like “A beautiful mind” John Nash solving Game theory and winning a nobel prize in Economics so it's a high functioning genius.
Psychological disabilities come in various paradigms.
It can be struggling to do the basic tasks like getting out of bed, tying your shoe-laces you struggle ten times trying to struggle them the right way or going to the supermarket finding patterns to fill your shopping cart, feeling overwhelmed in groups.
Raising awareness especially in the mainstream world to those of us
who are unseen still remains a long way to go.
5. Beitrag von Ray aus dem Bündnis (deutsche Übersetzung)
Erfahrung als Psychic Betroffene in Arbeits und Akademische Umfeld
Ich bin eine PoC-Person, die psychologisch betroffene ist und abgesehen von
meinen verschiedenen Diagnosen, leide ich unter Autismus.
Während mein gut funktionierender Autismus mit dem Finden von Mustern mir ermöglicht,
mathematische Aufgaben leicht zu lösen, habe ich Schwierigkeiten in der
Kommunikation und in Situationen mit hohem Druck, wie z. B. bei einer schriftlichen
Prüfung, weil meine Gedanken mit dem gleichzeitigen schnellen Finden von Mustern
und dem Lösen von Prüfungsaufgaben beschäftigt ist.
Ich bin verloren, wenn es darum geht, Muster in meinen täglichen Aufgaben zu finden.
Ich verstehe gesellschaftliche Zeichen (engl. social cues) nicht.
Ich fühle mich wie ich eine diagnostizierte nicht-diagnostizierte Person.
Oft wird meine Behinderung bei der Arbeit und in akademischen Umgebungen nicht ernst genommen
und vor allem im Technologie- und Wissenschaftsbereich.
Weil ich technologische Aufgaben löse, wird es ist nicht verstanden.
Ich habe mit grundlegenden Aufgaben, wie dem Sauberhalten meines Zimmers
oder wenn jemand mit mir länger als 20 Minuten spricht, Probleme.
Psychologische Behinderungen werden irgendwie nicht als Behinderung angesehen,
wie es bei einer körperlichen Behinderung der Fall ist.
Das Mainstream Verständnis einer psychologischen Behinderung ist, dass man
entweder man komplett unfähig ist oder, weil man Filme wie „A Beautiful Mind“ gesehen
hat, man wie John Nash Spieltheorie löst, einen Nobelpreis in
Wirtschaftswissenschaften gewinnt und somit ein hoch funktionierendes Genie ist.
Psychologische Behinderungen kommen in verschiedenen Paradigmen bzw. Arten.
Man kann Schwierigkeiten haben, grundlegenden Aufgaben zu erledigen, wie
beispielsweise aus dem Bett aufzustehen, deine Schnürsenkel zu binden und man
10 Versuche braucht, bis sie richtig geschnürt sind.
Oder man auch Schwierigkeiten hat, in dem Supermarkt zu gehen
und Muster zu finden, um den Warenkorb zu füllen
und man sich unter Menschengruppen überfordert fühlt.
Ein Bewusstsein zu schaffen, insbesondere in der Mainstream-Gesellschaft für diejenigen von uns,
die unsichtbar sind, bleibt noch ein langer Weg.
6. Songtext von Faulenza
C G F
-f g c
Ich bin ein Paket auf dem fliessband
Im scheiss hilfesysthem
Ihr Reicht mich weiter und niemand hat Bock
Es geht von Hand zu Hand fabrik fabrik
Für mich ist das mein lebn
Doch für euch ist das einfach ein job
als ob
Dm am
Dm F C - ende: dm am dm
Ich komm nicht klar in dem System
Sie nenn es psychisches problem
Ich sag viele Probleme komm durch euch
Kapitalismus Leistungszwang
Verwertbarkeitslogik macht mich krank
Häng beim Amt und sage hilfesystem ahoi
Das heisst dann klinik Pflege assistenz
Betreuung, Wohngruppe man kenns
Für Betreuer schwerer Job für wenig Geld
Sozialer Sektor schlecht bezahlt
Drauf angewiesen sein ist hart
Denn ich brauch ne Betreuung die auch hällt
Bridge F C G
Bezugsbetreuer_innen hatte ich
Viele gute viele liebe sicherlich
Doch immer kündigten die guten schon sehr bald
Sie fanden bessere Jobs und ich verlor den halt
2.
Dm am
Dm F C - ende: dm am dm
Die wohngruppe machte schliesslich zu
Niemand WOLLT da arbeiten und nun
Zog ich weiter von tWg zu tWG
Ich bin speziell und Punk na klar
Sie nenn das schwer eingliederbar
Und ich passe kucht in eine Schublade
Weil Schubladen sind eh zu klein
Doch zog ich in ne neue ein
Allmählich fasste ich sogar vertraun
Die Trennungen zwar kaum verheilt
Doch hoffte ich nun war die Zeit
Auf eine neue betreuerin zu baun
Bridge: f c g
Mich ihr zu öffnen und vertraun kostete viel
Und wir erarbeiteten uns Pläne und Ziel
Ich hatte Hoffnung endlich wieder wird es gut
Doch die Geschichte wiederholt sich absolut
3.
Dm am
Dm F C - ende: dm am dm
Ey Leute macht euch vorher kopf
Betreuung ist nicht nur ein job
Es ist Verantwortung für Menschen übernehm
Die die AUF euch zähln habns eh schon schwer
Oft durch traumas und durch Leid versehrt
Da brauchts bezugsmenschen die nicht gleich wieder gehn
Überlegt euch und entscheidet dann
Geht Verantwortungsbewusst daran
Mit comitment das mindestens ein Jahr hällt
Das ist ne wichtige Aufgabe, ICH könnts nicht,
Ihr gebt Hoffnung ihr gebt halt und licht
Doch dafür dankt es der Staat mit wenig Geld
Bridge F C G
Und so hoffe ich auf eine utopie
In der Menschen keine Waaren sind Un die
Diese fliessband fabrik endlich untergeht
Und ne solidarische Gemeinschaft entsteht